Reisetagebuch

Am 21. November 2011 geht´s los. Erstmal von Frankfurt nach Seoul, und von dort weiter zum vorläufigen Ziel: Sydney!

 

 

 

 

24. November 2011

Nach über 20 Stunden Flug sind wir gestern Morgen 7:10 Uhr in Sydney gelandet. Da ich mit Korean Air geflogen bin, war auch das Essen entsprechend koreanisch. Hier habe ich also schon zum ersten Mal Dinge zu mir genommen, von denen ich nicht so genau wusste, was es ist. Besser, man gewöhnt sich zeitig dran. In Sydney habe ich strahlenden Sonnenschein erwartet. ABER: Regen, Regen, Regen. Na ja, was soll´s? Wird schon besser werden. Aus diesem Grund waren wir bis jetzt noch nicht am Opera House, da wir das schon zum ersten Mal bei super Wetter sehen wollen. Der erste Eindruck zählt.

WIR, das ist inzwischen eine Gruppe von 7 unglaublich netten Leuten, die seit gestern zusammen losziehen. Nachmittags gab es dann schon das erste Begrüßungsbier (möglicherweise waren es auch mehr). Wir haben dann ganz tapfer bis abends durchgehalten, um vielleicht den Jetlag heute schon abschreiben zu können.

Das Hostel ist sehr sehr "einfach", aber man nimmt das schon alles hin. Wir sind ja hier nicht im Luxusurlaub. Morgen sehen wir uns eine WG an. Hoffentlich klappts...

 

26. November 2011

Wir haben uns inzwischen ein wenig eingelebt. Man kann schon fast sagen, auch an die
„Hostelbedingungen“ kann man sich gewöhnen, wobei ich mich mit meiner ersten
Kakerlake schon noch schwer getan hab. Aber zumindest sind die Leute alle gut
drauf, super nett und lustig – eigentlich genau wie man es sich vorgestellt und
gewünscht hat, so dass das die negativen Seiten absolut in den Hintergrund drängt.

Wir haben inzwischen vorgestern den „Goon“ gekostet, der günstigste Wein, den man hier trinken kann, was nicht ganz unwichtig ist, denn alkoholische Getränke kosten
hier ein Vermögen. Betrunken werde ich hier jedenfalls niemals sein. Auf jeden
Fall ist das gar kein richtiger Wein, sondern irgendwas, was zumindest so
schmeckt, letztendlich aber aus Eiern, Nüssen, Fisch,… hergestellt wird.
Lecker, wa?

Danach ging es dann zum Pub-Crawl. Endlich mal Sydney´s Nachtleben.

Gestern hatten wir dann eine „Orientation“, also eine Veranstaltung, in der wir
wichtige Infos und Tipps zum Leben in Australien erhalten haben.

Heute sollten wir eigentlich einen Spaziergang am Bondi Beach machen, darauf mussten
wir leider verzichten, denn es regnet immer noch. Also haben wir den Vormittag
genutzt, um uns nach Wohnungen umzusehen. Da ich ja etwas länger in Sydney
bleiben möchte, muss mit dem Hostelleben bald mal Schluss sein.

Nachmittags kam dann ENDLICH die Sonne raus. Also war nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um endlich mal zum Opera House zu laufen.

ENDLICH ENDLICH ENDLICH sind wir in Sydney angekommen!

Abends haben wir dann auf dem Dach vom Hostel ne nette kleine Barbecue Party
gestartet. Sehr gemütlich UND wir haben zum ersten Mal Känguruh gegessen.
Schmeckt nicht ganz schlecht.

ÜBRIGENS habe ich etwas gelernt: es ist ja bekannt, dass die Australier ein ganz anderes Englisch sprechen – also nicht nur so eine Art Dialekt, sondern teils auch ganz
andere Ausdrücke.

Die neueste Lektion: Ein Känguru heißt auf „Australisch“:
JUMPING STEAK. :-D

PS: Schöne Grüße an Zoya. Ich habe den Jetlag super gut und schnell überstanden. Wir
hatten uns ja 2 Tage vor meiner Abreise darüber unterhalten, wie das wohl sein
wird – bin immerhin noch nie so weit weg geflogen, hatte noch nie so einen
großen Zeitunterschied wegstecken müssen. Da hatte ich mir schon ein wenig
Gedanken gemacht, zumal man im Internet gelesen hat, dass einige Leute da
wirklich übel schlimme Symptome entwickeln. Jedenfalls hat mir meine liebe Zoya
Mut gemacht mit dem durchaus richtigen Argument: Wir haben doch den Jetlag auch
zu Hause ständig. Immerhin: es war ein gutes Training.
J

 

28. November 2011

Gestern stand „Harbour Cruise“ auf dem Programm. Nachdem wir ja nun schon am Opera House waren, konnten wir uns nun Sydney auch vom Wasser aus ansehen und sind dann an diversen Inseln vorbei zu Watsons Bay gefahren. (Fotos sind online)

Heute waren wir im Regenwald. Total genial. Wir haben einen Trip in die Blue Mountains
unternommen. Das sind eigentlich keine Berge, sondern sozusagen der „Grand
Canyon von Australien“. Unglaublich. Hier wachsen so viele faszinierende
Pflanzen; solche, die man in Deutschland maximal in der exotischen Abteilung
von größeren Blumenläden sieht (Fotos!!!). Und die Tiere… Es ist absolut
faszinierend Kakadus, Papageien, Lying Birds usw. in der freien Natur zu sehen.
Das Wetter war super, zum Glück nicht allzu heiß, denn die Wanderung erinnerte
schon ein wenig an diverse Alpentouren, nur halt dass die Natur ganz anders
ist. Man kann es mit Worten eigentlich nur schwer beschreiben. Es ist schon
eine Welt für sich.

 

30. November 2011

Gestern waren wir surfen. Wir hatten einen kleinen Schnupperkurs an einem ruhigen Privatstrand. Ich war gehörig aufgeregt. Durch meinen „kleinen“ Flutwellenunfall in Teneriffa, der ja nun eigentlich auch schon 13 Jahre her ist, wäre ich normalerweise niemals auf die Idee gekommen Surfen zu lernen. Überhaupt hab ich mich seitdem immer so gut es ging von größeren Wellen fern gehalten, da mir diese seit damals schon ein bisschen Panik machen.
Verständlich wahrscheinlich. In diesem Fall jedenfalls war ja das Surfen
Bestandteil von unserem Programm. Also dachte ich mir, vielleicht ist das ja
eine gute Gelegenheit sich der Panik zu stellen. Nun sind ja aber die Wellen in
Australien nicht gerade mit dem Mittelmeer zu vergleichen, und ich musste schon
sehr schnell in Kauf nehmen, dass man immer wieder von der Wucht umgeworfen
wird. Aber VORWÄRTS heißt die Devise. Das war dann die tollste Sache an dem
ganzen Tag: Ich habe es überwunden!!! :-D

Und auch wenn Surfen aus meiner Sicht mindestens genauso schwer ist, wie man (bzw. ich) es sich vorstellt, habe ich es doch geschafft auch mal auf dem Brett stehen zu
bleiben. Die erste Welle meines Lebens (vielleicht nicht die letzte) habe ich
„bezwungen“!!!

 

1. Dezember 2011

Wir wollen endlich Tiere sehen!!! Nun soll die Wahrscheinlichkeit nicht allzu groß sein,
dass ein Känguruh durch Sydney gesprungen kommt, also haben wir uns vorerst für
eine schöne Alternative entschieden: das Wildlife Center. Endlich Kängurus!!!
Ich hätte nicht gedacht, wie groß die sein können. Wahnsinn. Na ja, seht euch
einfach die Fotos an.

 

2. Dezember 2011

Und wieder ein weiterer Tag frustrierender Jobsuche. Egal, der Abend musste dann nett
werden, also sind wir auf den Sydney Tower hoch und hatten einen tollen Blick
über die Stadt. Sydney ist zweifelsohne eine faszinierende Stadt, aber leben
möchte ich hier nicht. Zumindest nicht in der City. Die Stadt ist ständig
lebendig, immer was los, die Straßen immer voll – mal mehr, mal weniger, aber
nie ruhig. Es ist lustig: ich war ja noch nie auf der Südhalbkugel. Der
Sternenhimmel ist hier ganz anders als zu Hause, auch wenn man durch die
Lichter der Stadt nicht allzu viel davon sieht. Aber das kommt noch –
spätestens am Ayers Rock. Der Mond sieht auch ganz anders aus, wird ja hier
quasi von einer anderen Seite angestrahlt, zumindest ist die Perspektive eine
andere. Wie ich schon sagte: eine andere Welt.

 

3. Dezember 2011

Heute ist ein schöner Tag. Wir sind in unsere WG eingezogen!!! J Und da das Wetter
gar nix anderes zuließ, waren wir am Bondi Beach zum „Einfach-mal-nix-tun“.

So nett das Hostelleben auch ist: man trifft viele nette Leute, sitzt abends mit Menschen
aus der ganzen Welt bei nem Gläschen Wein -oder was auch immer- zusammen, ABER
Privatsphäre hat man im Hostel keine einzige Minute lang. Aber das Miteinander
der Leute finde ich genial: hier hocken Menschen zusammen, die teilweise
unterschiedlicher nicht sein könnten und alle verstehen sich, haben Spaß
miteinander und einfach eine gute Zeit. So wünsche ich mir das eigentlich.
Warum können die Menschen in Deutschland sich nicht ein klein wenig ein Beispiel
dran nehmen? Ich weiß jetzt schon, dass ich das später sehr vermissen werde…

 

 26. Dezember 2011 

Sooo, endlich geht es weiter mit meinen Meldungen. Einige wissen es sicher schon.
Mein Notebook war einige Tage ausgefallen, hatte sich einen Virus eingefangen.
Das war ein tolles Gefühl, als der Bildschirm auf einmal schwarz wurde und dann
ganz merkwürdige Meldungen auftauchten. Gott sei Dank durfte ich Karo´s (meine
Roommate und Reisebegleiterin und Freundin
J) Rechner nutzen, um repair stores in
Sydney ausfindig zu machen. Einen habe ich dann gleich telefonisch kontaktiert,
war ja schon spät abends. Das war wieder ein Erlebnis. Erkläre mal auf
Englisch, was mit deinem Rechner nicht stimmt. Aber es ging… das Wörterbuch
hatte ich vorher schon nach den wichtigsten Fachbegriffen abgegrast.

Nun ja, inzwischen ist er wieder heil in meinem Besitz.

Die Woche nach dem 3. Dez. war zunächst ein wenig frustrierend. Die Jobsuche hat ganz schön genervt. Erst tat sich ewig nix, und dann plötzlich hatten wir mehrere
Möglichkeiten. Am Mittwoch (07.12.) hatten wir ein sehr spontanes
Vorstellungsgespräch, Donnerstag dann eine „Orientation“ und Freitag unseren
ersten Arbeitstag. Das Ganze spielte sich bei einer Fundraising-Firma ab, die
Geld für eine wiederum andere Firma sammelt, die sich dann letztendlich für
missbrauchte Kinder einsetzt. Wir wurden dann regelrecht trainiert, wie man den
Leuten am besten das Geld aus der Tasche zieht. Irgendwie gab es ein komisches
Bauchgefühl: keine Spendenquittung, und woher will die auftraggebende Firma
wissen, wieviel Geld gesammelt wurde. Irgendwie komisch. Wir haben dann
jedenfalls mal gegoogelt, wobei sich herausgestellt hat, dass es die besagte
Charity-Firma gar nicht gab. Also wird dann wohl alles in die Tasche unserer „Arbeitgeber“ wandern. Das konnten wir mit unserem Gewissen nicht vereinbaren und haben direkt „gekündigt“.

Und schon ging es weiter mit der Suche. Die folgenden 2 Wochen waren wir dann als Flyer Distributor bei gleich zwei verschiedenen Firmen beschäftigt. Nicht spannend,
aber Hauptsache Kohle.
J

Und damit waren unsere Wochen erstmal mehr oder weniger ausgefüllt. Ab und an gab es mal ein Feierabendsbierchen oder einen Besuch in diversen Backpackerbars, aber
keine größeren Ausflüge. Das Wochenende haben wir dann das Nachtleben ein wenig
mehr unsicher gemacht. Ich glaube, man kann es nicht schaffen, jemals auch nur
annähernd jede Möglichkeit hier entdeckt zu haben. Aber es ist auch nicht
wichtig. Wir sind unter anderem in unser altes Hostel zurück, um den anderen –
z.T. neu angekommenen Backpackern nach ihrem Barbecue Gesellschaft zu leisten.
Keine große Party, aber ein sehr nettes gemütliches Beisammensein.

Sonntag (17.12.) wollten wir eigentlich in einen weiteren Park fahren, aber das Wetter
war nicht gut, und außerdem haben wir durch den zu langen Freitagabend ;-) zu
lange geschlafen und haben nun also den Tag für einen Spaziergang vom Coogee
Beach die Küste entlang zum Bondi Beach (Fotos sind online) genutzt. Wir
dachten, wir würden eine knappe Stunde brauchen, aber letztendlich waren es
fast 3. Das war ziemlich spannend, wir sind ja nicht auf den Wegen geblieben.
Man muss schon die Küste aus der Nähe erleben – weg von den Touripfaden. An
manchen Stellen mussten wir leider wieder umkehren, weil die Wellen uns den Weg
versperrt haben. Ein sehr schönes Erlebnis. Und ich hab eine riesige Spinne in
einer Felsspalte gesehen. Zum Glück weit genug von mir entfernt.

Inzwischen haben wir unsere letzte volle Arbeitswoche hinter uns. Wir waren sehr gespannt, wie in Sydney Weihnachten gefeiert wird. Wir waren ja überhaupt nicht
eingestimmt. Das funktioniert irgendwie nicht ohne das ganze Drumherum. Die
Australier schmücken zwar auch ihre Wohnungen, die Schaufenster, die Straßen
usw., Weihnachtsmusik haben wir allerdings nur im Supermarkt gehört, und
überhaupt wirkt das halt nicht bei frühlingshaften Temperaturen. Und Weihnachten
ohne Familie ist sowieso kein Weihnachten. Und ohne unsere traditionelle
alljährliche Feuerzangenbowle auch nicht. ;-)

Einen Weihnachtsmarkt haben wir ja pünktlich am 24.12. noch besucht, aber na ja. Wie
gesagt, wirkt nicht. Macht nichts. Es war ein unglaublich schönes Wochenende.
Sydney war ruhig wie nie zuvor. Man konnte endlich mal über rote Ampeln laufen
ohne hektisch nach rechts und links zu schauen und loszurennen. Nein, ich suche
nicht das Abenteuer in Sydney´s Straßen, aber die Ampelphasen für Fussgänger nehmen einen halben Tag in Anspruch. Da muss man so was tun.

Wir sind jedenfalls bei 27°C losspaziert Richtung Opera House, haben in „The Rocks“ in
einem gemütlichen bayrischen Lokal gegessen – hier muss sogar die Bedienung
deutsch sprechen, klingt lustig -, haben dann noch schnell eine Bootsparty für
den Abend klargemacht und dann ging es auch schon los. Bei cooler Musik und
lustigen Leuten vom Boot aus den Ausblick auf die Stadt genießen - das hat was.
Und dann war ja dann noch das Sunburnt-Festival am Sonntag. Wir konnten nicht
genug bekommen, hatten dafür natürlich auch Karten. Das muss man halt erlebt
haben, Weihnachten am Strand zu verbringen. Und vor allem gab es richtig gute
Musik – wie auf deutschen Festivals. Da war ich in meinem Element.

Nun ja, heute haben wir dann einen auf Kultur gemacht. Wir haben eine geführte Tour
durch das Opera House gebucht. Interessant, statt 3 Jahren wurde 14 Jahre lang
daran gebaut, und statt 7 Mio. Dollar wurden über 100 Mio. Dollar benötigt.
Nicht schlecht, oder?

In der Zwischenzeit habe ich mich auch um meine weiteren Reisepläne gekümmert. Am
01.01. kehre ich Sydney den Rücken zu, und es geht ab auf insgesamt 2 Farmen,
auf denen ich unter anderem auf dem Pferderücken Rinderherden herumtreiben
werde. Das wird ein Spaß!!!

 

1. Januar 2012

Erst einmal euch allen ein ganz wunderschönes und glückliches neues Jahr!!! Ganz viel Glück und Gesundheit und jede Menge Freude und Spaß in 2012!!!

NYE liegt jetzt hinter uns. Wir hatten gestern eine schöne „Party“, wenn man das so
nennen kann. Wir mussten morgens halb 10 schon in einer etwa 2 km langen
Schlange anstehen, um einen einigermaßen netten Platz mit guter Sicht ergattern
zu können. 10 Uhr wurden die Tore geöffnet, 12:30 Uhr waren wir dann endlich
angekommen und ab da hieß es warten und warten und warten… Wir haben uns die
Zeit dort natürlich angenehm gestaltet, Langeweile hatten wir eigentlich gar
nicht. Es war wie auf einem Festival. Aber 14 Stunden auf ein Feuerwerk zu
warten ist trotzdem irgendwie total crazy. Aber es hat sich natürlich gelohnt

Es war ein krasser Augenblick: wie viele Monate, nein Jahre, habe ich mich auf diesen
Moment gefreut? Wie oft habe ich es im TV gesehen, was dann immer dieses
heftige Fernweh ausgelöst hat? Das waren zum Beispiel solche Momente, in denen
ich – warum auch immer – wusste, ICH MUSS DORTHIN!!! Und nun war ich da.
Einfach so. Das realisiert man nicht wirklich. Zumal Sydney für mich jetzt ja
nun schon normal geworden ist.

Der Wahnsinn.
Ich habe an euch alle gedacht und es war ein schönes Gefühl zu wissen, wie
viele liebe Menschen in dem Moment auch an mich denken! DANKE!

Nun ist also meine Zeit in Sydney gezählt. Am Donnerstag habe ich es nochmal ordentlich krachen lassen. Es wird hier ein Bridgeclimb angeboten, was natürlich mein
Hobbybergsteigerherz gleich hat rasen lassen. Es ist zwar kein Berg, aber dafür
eine absolute Erfahrung der ganz anderen Art. Wer steht schon mal eben auf der Harbour
Bridge. Früh am Morgen ging es los. 6 Uhr bin ich Richtung Brücke losgelaufen.
Das war schon das erste Erlebnis. Sydney so unglaublich ruhig und stressfrei.
Schön! Und dann die Brücke im Morgengrauen. Es war jetzt körperlich nicht
wirklich anstrengend, aber da man die meiste Zeit auf Gitterrosten gelaufen
ist, sollte man schon absolut schwindelfrei sein. Und wenn dann die Helikopter
und Segelflieger einfach mal eben direkt an einem vorbei fliegen, ist auch eine
merkwürdige Perspektive.
J Seht euch einfach die Fotos an.

Direkt im Anschluss sind wir dann noch in den Featherdale National Park gefahren, der
etwas außerhalb von Sydney liegt. Dort konnten wir dann endlich auch Tiere
sehen, die (teilweise zumindest) nicht eingesperrt sind. Wir konnten Koalas
knuddeln und Kängurus füttern. Die sind wirklich so kuschelig, wie sie
aussehen.

So, und nun verbringe ich hier meine letzten Minuten. 5:25 Uhr geht dann der Zug nach
Taralga und damit ab ins erste richtige Abenteuer. Es ist jetzt das erste Mal,
dass ich ganz alleine reise. Wenn es gut geht, sitze ich morgen schon auf dem
Pferderücken und sehe mir das andere (richtige) Australien an. Ja, ich bin
schon ganz aufgeregt. Ich werde mich so schnell es geht wieder melden. Bis
dahin: alles Gute. Ich denk an euch!

 

 

29. Januar 2012

Oh je, nun hat es leider viel zu lange gedauert. 4 Wochen musstet ihr jetzt ohne News und Fotos auskommen. Es tut mir ganz doll leid. Danke für eure Geduld! Dafür gibt
es heute umso mehr Fotos und News. Leider war ich in den letzten Wochen nicht
in der Lage meine Seite upzudaten. Es sah zum Teil mit Internetzugang bzw.
–empfang schlecht aus, zum Teil war ich auch einfach nur von morgens bis abends
spät unterwegs. Wie schon gesagt: SORRY!

Ich habe viel erlebt in der Zwischenzeit: von 2 sehr relaxten Wochen auf insgesamt 2
Farmen bis hin zu 2 Wochen, in denen ich ungefähr 3000 km gereist bin.

Nach NYE gab es keine Verschnaufpause. Da wir aufgrund der abgefahrenen Alkoholpreise nicht mal den Ansatz eines kleinen silvestertypischen Zustands hatten, gab es Gott sei Dank auch keinen Rausch auszuschlafen. Wir haben sage und schreibe mit einem halben Glas Goon angestoßen. Das war alles, was wir noch hatten. J

Dann hieß es auch gleich Sachen packen und los ging es nach Goulburn, wo ich nach 3 Stunden Zugfahrt von meinen Gastgebern abgeholt wurde. Alleine die Zugfahrt war der
Hammer. Zum ersten Mal seit 2 Wochen habe ich Sydney verlassen, und zum ersten
Mal war ich alleine unterwegs. Die Landschaft war der Wahnsinn. Da ist einfach
nur weit und breit nichts außer Wiesen, Wälder, kleiner Hügel, Flüsse … –
unglaublich schön. Und als ich dann in der Abenddämmerung die ersten – „frei
lebenden“ – Kängurus direkt neben den Bahngleisen entdeckt hab, war ich
entgültig in Australien angekommen.

Ich wurde – wie gesagt –von einer sehr netten jungen Frau namens Lana abgeholt, die mir zusammen mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten Ben eine wunderschöne Woche auf der Scrabben Flat Ranch ermöglicht hat. Wie es sich gehört kam sie im Pick-Up
und hatte einen sehr verspielten Hund als Begleitung dabei, mit dem ich mir dann
den Sitzplatz teilte. Und schon hatte ich Spaß und wusste, ich würde mich
wohlfühlen. Auf der Farm gab es jede Menge weiterer Tiere: Ziegen, Schafe,
Katzen, unglaublich viele Hunde und noch mehr Pferde, weiterhin 1 Huhn und 2 Galahs
(eine Kakaduart). Zum Großteil waren dies Tiere, die verletzt aufgefunden und
gesund gepflegt wurden.

Die „Arbeit“ auf der Ranch bestand zum Großteil aus Tiere füttern, Pferde bewegen
und hier und da mit anpacken. Alles im typisch australischen Stil: stressfrei,
entspannt und dem Wetter angepasst. Teilweise war es schon extrem heiß, dann
wurde halt bis abends gewartet bis die Temperaturen die Arbeit überhaupt
zuließen. Es hat sich nie wirklich wie Arbeit angefühlt. Damit verglichen ist
in Deutschland sogar meine Freizeit stressiger. Es war einfach nur eine tolle
Zeit. Besonders wenn ich mit Lana bzw. zum Teil auch alleine ausgeritten bin,
konnte ich auf ganz spezielle Weise „Australien erleben“. Diese unglaubliche
Weite und diese Natur… Manchmal für einen kurzen Moment hatte man das Gefühl,
es ist eigentlich ähnlich wie wenn ich zu Hause mit meinem Pferd ausreite:
Wiesen, Wälder und sonst nix. Und dann kommt im nächsten Moment statt einem Reh
ein Känguru aus dem Busch gesprungen, und statt Amsel, Drossel, Fink und Star
fliegen einem halt die Papageien und Kakadus um die Ohren. Am letzten Tag vor
meiner Abreise konnte ich dann sogar Cowgirl spielen. Wir haben alle zusammen
auf dem Pferderücken eine Rinderherde auf eine andere Koppel getrieben. Das war
überhaupt der absolute Gaudi. Leider wird das auf den Farmen mittlerweile nicht
mehr allzu oft gemacht, da die Rinder auf riesigen Koppeln untergebracht sind,
auf denen sie dann halt auch entsprechend eine ganze Weile grasen können.

Bis auf ein kleines für mich ziemlich unangenehmes und folgenreiches Zusammentreffen von mir + Pferd und einer Schlange im Gras ging es mir jedenfalls bei Lana und Ben
blendend.

Nach einer Woche „musste“ ich dann weiter reisen. Ich war sehr sehr traurig, dass ich
gehen musste. Die Zeit war einfach zu kurz. Ich hatte mich ja ursprünglich für
2 verschiedene Farmen entschieden, weil ich von beiden jeweils eine Zusage
erhalten hatte und mich letztendlich nicht entscheiden konnte. Also dachte ich
mir, ich besuche einfach beide. Und das war das Problem. Wenn du dich auf der
ersten Farm schon megawohl fühlst und weißt, du könntest eigentlich auch
bleiben, dann fällt der Abschied schwer. Andererseits wollte ich ja auch so
viel wie möglich erleben und nach einer weiteren Woche hätte ich ohnehin gehen
müssen. Na ja, ich wurde jedenfalls von Lana nach Goulburn gebracht und traf
dort auf Pete (meinen 2. Gastgeber), der mich mit nach Araluen genommen hat.
Die Landschaft dort hat mich dann doch nochmal umgehauen. Weit und breit Berge
und Wälder. Wunderschön! Auf dem Weg dorthin habe ich Pete gefragt, ob es hier
viele Schlangen und Spinnen gibt. Im Scherz sagte er dann: „Ja, du brauchst
Glück um zu überleben.“ Letztendlich dauerte es dann tatsächlich nur einige
Minuten, bis ich die erste Schlange über den Weg huschen sah. Ich fragte ihn,
was das für eine gewesen sei. Und natürlich war es eine der giftigsten
Schlangen der Welt. Da macht es doch gleich noch mehr Spaß, im hohen Gras zu
arbeiten. ;-) Es ist aber wirklich mehr oder weniger harmlos, da die Schlangen
normalerweise den Menschen aus dem Weg gehen. Das eigentliche Abenteuer war für
mich letztendlich der nächtliche Aufenthalt in meinem Zimmer. Jeden Tag musste
ich eine riesige Spinne entfernen lassen, bzw. habe ich das dann auch bald
selbst erledigt, was besser war, denn die Australier bringen die Spinnen nur
ins Freie. Das war mir nicht so geheuer, denn dann könnten sie ja theoretisch
wieder hineingekrochen kommen. Oh Mann.

Pete besitzt auf seinem riesigen Grundstück ungefährt 500 Rinder, 3 Pferde und 2
Hunde. Dort habe ich die meiste Zeit alle möglichen Arbeiten erledigt, die mit
der Rinderhaltung zusammen hingen: Zäune auf- und umbauen, Mineralfutter auffüllen
und auch wieder Rinderherden umtreiben, wobei dort die Pferde hierfür nicht
benötigt werden, da die Rinder so gut trainiert sind, dass man nur
hinterherlaufen muss. Auch mal nicht schlecht. Da sie mich nicht kannten,
standen die manchmal auch erstmal einfach vor mir und checkten mich ab. So, wat
nun??? Ich wollte ja nun auch nicht unbedingt riskieren, dass sie mich, wenn
ich ihnen zu nahe komme, mal eben mit ihren Hörnern attackieren. Besonders
lustig waren dann diese Situationen, wenn dann ein 800 kg Bulle vor einem stand.
Aber alles gut gegangen. Das Prachtexemplar könnt ihr euch auf den Fotos
ansehen.

Letztendlich kann ich jetzt schon sagen, dass die Zeit auf den Farmen mein absolutes
Highlight war, auch wenn es noch einiges in Australien zu entdecken gibt,
worauf ich mich freuen kann. Man ist voll in die Familie und deren Leben
integriert und erlebt so das richtige, typische Australien. Dann fährt man halt
abends nach Feierabend in schmutzigen Jeans, Cowboystiefeln und Hut in das
nette kleine Dorfpub. In Braidwood konnte ich kurz vor meiner Abreise auch ein
Campdraft ansehen. Das ist ein Wettkampf mit Australian Stockhorses, wo Rinder
durch einen Parcours getrieben werden. Mehr habe ich davon nicht verstanden.
J Das war auf jeden Fall sehr interessant. Die Party danach selbstverständlich auch. ;-) Australier können gut feiern.

Leider war auch die Zeit auf dieser Farm nach einer Woche vorüber. Und wieder war ich
traurig. Am 15.01. um 22 Uhr wurde ich zum Bus nach Goulburn gebracht, habe mir
wieder nette Musik ins Ohr gepackt, irgendwann die Augen geschlossen und wurde
gefühlte 10 min später von einer Stimme aus dem Lautsprecher geweckt, die da
meinte: „It´s 7 o´clock.
Welcome to Melbourne!“ Von einer Welt in die andere. Ich habe eine ganze Weile vor der Railwaystation auf der Straße gestanden bis ich das alles realisiert hatte. Und ab diesem Moment wurde alles sehr schnelllebig. Irgendwann habe ich dann einen Kaffee getrunken, später mein Hostel gesucht und einige Stunden später meine Freunde getroffen, ein – zwei Bierchen getrunken, geschlafen, Mietauto geholt,
eingekauft und schon ging es ab Richtung Great Ocean Road.

Es war schön, um nicht zu sagen die beste Möglichkeit, die Great Ocean Road mit dem
Auto zu erkunden. So konnten wir in unserem eigenen Tempo fahren, anhalten, wo
auch immer wir wollten,… und überhaupt macht das so einfach am meisten Spaß. Am
17.01. sind wir erst einmal bis Geelong gefahren, haben dort in einem
Campingpark übernachtet, um dann einen Tag später vor Torquay das große Schild
am Anfang der GOR zu erreichen. Bis zum 21.01. waren wir auf dieser Straße
unterwegs. Ehrlich gesagt ist es schwer, die Eindrücke dort in Worte zu fassen.
Die Küste ist sowieso der Hammer, Felsen, Strände, zwischendurch Regenwald,
nette kleine Städtchen… In der Nähe vom Cape Otway hingen jede Menge Koalas in
den Eukalyptusbäumen. Am besten, ihr seht euch einfach die Fotos an.

Zurück in Melbourne konnten wir uns auch nicht wirklich sesshaft machen, denn am 24.01. ging unser Flug nach Alice Springs. Endlich Outback, roter Sand, rote Felsen. Und
wenn wir bis dahin der Meinung waren, in Melbourne wäre es verdammt heiß
gewesen, sollten wir uns sehr bald nach diesem Klima zurück sehnen. Alice
Springs hatte am Tag unserer Ankunft abends 19 Uhr noch „angenehme“ 36 Grad.
Typisch für Central Australia. Dort angekommen haben wir schnell unsere Sachen
umgepackt, weil am nächsten Morgen 6:00 Uhr unser Outbacktrip begann. Und dort
schleppt man keine 30 kg Gepäck mit. ;-) Das Witzige an Alice Springs war, dass
es dort einen Fluss (Todd River) gibt, der aber normalerweise kein Wasser
führt. Trotzdem werden dort Bootrennen durchgeführt. Wie??? Die Boden der Boote
wird entfernt oder etwas bootähnliches wird gebaut, und dann laufen die
Sportler um die Wette, in dem sie die Boote einfach tragen. Das ist sozusagen
das einzige Bootsrennen der Welt, welches leider ausfallen muss, wenn denn der
Fluss dann doch mal Wasser führt. Fein fein. Also auf ins Outback.

6:00 Uhr morgens konnte man noch von einigen angenehmen Temperaturen reden, aber schon 9:00 Uhr war es damit vorbei. Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere erste Rast auf einer Kamelfarm gemacht. Dort wurde uns erzählt, dass die Australier, die
hier leben, in diesem Moment von etwas warmen Temperaturen reden würden. Für
uns war es schon fast nicht mehr auszuhalten. Am frühen Nachmittag kamen wir in
Kings Creek an, wo wir zu Mittag gegessen hatten, um danach auf eine 3 stündige
6km lange Tour durch den Kings Canyon loszustarten. Ich dachte, ich muss
sterben. Zum Glück ging ein wenig der Wind, und ab und an hatte man auch mal kurz
ein wenig Schatten. Trotzdem habe ich in 3 Stunden 3 Liter Wasser getrunken.
Unglaublich! Aber es hatte sich absolut gelohnt. Die Tour war wunderschön.
Danach konnten wir auch zur Abkühlung in den Pool springen.

Abends haben wir unser Lager in einem Camp aufgeschlagen, zusammen gegessen, und dann in sogenannten Swags unter dem freien Sternenhimmel geschlafen. Tom – einer unserer Tourguides – hat mir erzählt, er wäre schon einmal aufgeweckt wurden, weil ein
Dingo sein Gesicht abgeschleckt hatte. Das stelle ich mir lustig vor.
Schlangen, Spinnen weniger, aber wir haben zumindest nachts mit diesen Tierchen
keine Probleme gehabt.

Am nächsten Morgen sind wir wieder 6 Uhr aufgestanden, um eine Kings Creek Wanderung zu machen. Danach ging es dann endlich zum Uluru. Wir 4 waren unter den wenigen Tapferen, die den Uluru einmal komplett umrundet haben. Immerhin 10 km in der gleichen üblen Hitze. Wir haben es geschafft und waren verdammt stolz auf uns,
konnten dann umso mehr den Sunset am Uluru genießen.

Am Abend habe ich dann mit Absicht vor dem Schlafengehen meine Kontaktlinsen im Auge gelassen, damit ich den unglaublichen Sternenhimmel anständig genießen konnte.
Ich habe noch nie in meinem Leben auch nur annähernd so viele Sterne,
Sternschnuppen, Gaswolken und und und gesehen. Es hat über eine Stunde
gedauert, bis ich schlafen konnte, weil ich immer und immer wieder hinschauen
musste. Schade, dass man davon keine Fotos machen kann…

Am nächsten Morgen sind wir sage und schreibe 4 Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang am Uluru zu sehen. Danach ging es dann nach Kata Tjuta, wo wir eine 7km lange Wanderung durch das Valley of the winds gemacht haben. Dazu mussten wir zeitig los, da das Tal um 11 Uhr geschlossen wird, weil es am Nachmittag um die 60
Grad heiß wird. Na da hatten wir es ja mit unseren 35 – 40 Grad noch nett
angenehm…

 

29. Februar 2012

Verdammt: schon wieder 4 Wochen rum. Oh je. Die letzten Wochen vergingen aber auch echt wie im Flug. Da ich ja mein erstes Farmabenteuer so wahnsinnig toll fand, hatte ich beschlossen, die East Coast im Schnelldurchgang zu absolvieren - wenn man
das so nennen kann – um dann danach noch ein wenig Zeit für eine weitere Farm
zu haben. Und das hieß nun halt, dass wir kaum eine Pause hatten, eigentlich
gar keine.

Aber von Anfang an:

Von Alice Springs sind wir ja dann Ende Januar nach Cairns geflogen. Nach diesen krassen Temperaturen im Outback hatten wir (die unbegründete) Hoffnung, dass es dort
etwas besser wäre. Erstmal ging es schon so los, dass ich zwischenzeitlich
Zweifel hatte, ob der Flieger überhaupt startet, da sie im Fernsehen ständig
Meldungen von Tropenstürmen in der Region um Cairns und entsprechend
gestrichender Flüge brachten. Dann ist er aber gestartet und wir hatten den
krassesten Flug, den ich je erlebt hatte. Turbulenzen, die die Stewardessen
fast zu Fall brachten, dann ein Gewitter, dem wir nicht ausweichen konnten,
also jede Menge Blitze direkt neben uns verbunden mit Turbulenzen der etwas
anderen Art, dann gewisse Probleme des Piloten die Landebahn zu treffen, und
dann hat er sich auch noch erst im letzten Moment überlegt zu bremsen. Der
Spruch des Tages kam von Karo: „Also ich rauche ja nicht, aber wenn ich rauchen
würde, würde ich jetzt eine rauchen.“ :-D

Jedenfalls haben uns die Temperaturen in Cairns fast erschlagen, es war zwar nicht heißer als Alice Springs, aber dafür gab es die Megaluftfeuchtigkeit. Und dann noch
ein Hostel ohne Klimaanlage. Na Mahlzeit. An den ersten Tagen waren wir so
träge, dass wir mit unserer Planung gar nicht so schnell weiterkamen.

Wir sind dann aber bald mit einem Mietauto zum Cape Tribulation aufgebrochen, ein sehr schöner Ort, wo der Regenwald direkt ans Meer angrenzt. Baden im Meer durften
wir hier allerdings nicht - wegen Krokodilen und box jelly fishes. Zurück in
Cairns habe ich mich an meine Great Barrier Reef – Planung gemacht. Ich wollte
ja unbedingt tauchen. Am liebsten wäre mir eine 3 tägige Tour gewesen, bei der
man einfach mal „Schnuppertauchen“ kann. Es gab aber fast ausschließlich
eintägige Touren, die ich aus dem Grund nicht gut fand, weil die ja in dem Fall
nicht allzu weit raus fahren können. Dauert ja ein Weilchen. Das Riff ist nicht
gerade klein. Und das sollte man schon, um an Plätze zu kommen, wo die meisten
Fische nicht durch die vielen Touristen verjagt wurden. Die wenigen Touren
jedenfalls, die ich gefunden hab, waren dann letztendlich in einer
Preiskategorie, die jenseits von Gut und Böse war, also dachte ich mir, da
könne ich auch gleich den Tauchschein machen. Gesagt, getan: 5 Tage Tauchkurs.
Jetzt dürfen Tanja und ich uns „certified open water diver“ nennen. Das ist
eine unglaubliche Erfahrung, mit Worten nicht zu beschreiben. Das Riff an sich
ist sowieso traumhaft schön, aber auch die vielen bunten Fische, die wir um uns
hatten, Schildkröten, Rochen und einige Haie sind schon der Hammer. Auch
ehrlich gesagt ein merkwürdiges Gefühl, wenn so ein Hai auf einen drauf zu
schwimmt. Das machen die wohl so, einfach aus Neugier. Ist aber ein
abgefahrener Anblick.
Jedenfalls waren wir 3 Tage auf dem Boot und haben dort die ganze Zeit nur mit Essen und Tauchen verbracht. Und natürlich Chillen – so einen Mondaufgang vom Boot aus zu sehen hat schon was.

Zurück in Cairns haben wir Benni und Karo wieder getroffen, mit denen wir dann nach
Airlie Beach gefahren sind, wo wir dann direkt einen Tag später eine Segeltour
zu den Whitsunday Islands gemacht haben. Whitehaven Beach hat wohl den
weißesten Sand der Welt, da er zu 97% aus Silica besteht.

Da wir nicht genug bekommen konnten, sind wir dort direkt auch nochmal tauchen
gewesen. Das war dann nun schon mein 10. Tauchgang in dieser kurzen Zeit. Ich
denke, mein nächstes Hobby ist damit geboren. Zum Glück gibt es in Leipzig 2
Tauchclubs. Und vielleicht kann man ja auch das Tauchen mit dem Bergsteigen
verbinden. In Österreich gibt es so einige Möglichkeiten.

(@Bernadette: am Achensee übrigens ;-) )

Als wir das Schiff verlassen haben, ging es dann direkt weiter mit dem Bus nach Rainbow Beach, was ein absolut verschlafener kleiner Ort ist, und dort einen Tag später
auf Fraser Island – die größte Sandinsel der Welt. 3 Tage lang sind wir dort
mit dem Jeep rumgeheizt – normale Autos sind dort nicht erlaubt, geht nicht im
Sand. Das war unglaublich lustig. Es gab einige Passagen, wo ich niemals
geglaubt hätte, dass man da überhaupt mit irgendeinem Auto lang kann. Auf der
Insel konnten wir uns einiges ansehen: von verschiedenen idyllischen Seen bis
hin zu hohen Klippen, von denen aus man die Schildkröten, Rochen und Haie im
Meer sehen konnte, und das Maheno Schiffswrack. An unserem letzten Abend
konnten wir dann einen Thunderstorm erleben. "Leider" muss ich eigentlich sagen,
weil wegen dem mussten wir ziemlich schnell in unser Camp zurück. Und wir
hatten doch unterwegs einen Angler getroffen, der einen ziemlich dicken Fisch
an der Angel hatte. Die bog sich nämlich anständig durch. Dem haben wir dann
eine Weile Gesellschaft geleistet, da wir ja nun gern sehen wollten, wie er das
Ungetüm an Land zog. Es hatte sich dann herausgestellt, dass er tatsächlich
einen Hai an der Angel hatte (ich habe ein Beweisvideo). Das hätte ich mir
nicht vorstellen können, dass man Haie mal eben mit der Angel fangen kann. Er
kämpfte jedenfalls schon über eine Stunde mit dem „Kleinen“ und wird es
wahrscheinlich noch den Rest der Nacht getan haben.

Von Rainbow Beach sind wir nach Brisbane weiter gefahren. Dort bin ich jetzt gerade. Hier werden sich dann unsere Wege trennen. Benni und Tanja sind schon weiter
Richtung Süden, Karo bleibt länger, und ich mache einen „kleinen Umweg“ über 2
weitere Farmen…

Leider neigt sich meine Zeit am anderen Ende der Welt langsam dem Ende entgegen. 2
Wochen Neuseeland stehen dann noch an, wobei ich dafür noch nichts geplant
habe. Man ist hier so mit der aktuellen Planung beschäftigt, dass man das
völlig verdrängt. Einige Leute haben mich schon gefragt, was ich in Neuseeland
alles sehen möchte, aber ich weiß noch nicht mal, was es so alles zu sehen
gibt. :-D Ich weiß nur, dass es landschaftlich unglaublich schön ist und dass
ich am 17. März rüber fliege. Mehr nicht. Aber immerhin habe ich mittlerweile
einen kleinen Reiseführer…

 

16. März 2012

Es ist so weit: es heißt von Australien Abschied nehmen. Morgen geht mein Flug nach
Auckland/Neuseeland. Das wird aufregend: ich habe immer noch keinen genauen
Plan, aber mittlerweile wenigstens einen Überblick, was es dort so zu sehen
gibt und was man vielleicht unbedingt sehen sollte. Aber wie 4 Monate für
Australien werden 2 Wochen für Neuseeland auch zu wenig sein. Aber ich werde
das Beste daraus machen, wie ich es bei Australien auch geschafft habe. Die
letzten Wochen haben nochmal einen perfekten Abschluss gebildet. Nach unserer
Fraser Island Safari sind wir weiter nach Brisbane gereist, wo ich dann
letztendlich auch nur ein paar Tage verbringen konnte. Zunächst hieß es Abschied
nehmen von Tanja und Benni. Die beiden sind nach 2 Tagen weiter Richtung Süden
gereist. Ich bin noch eine knappe Woche in Brisbane geblieben, da mein
Cowboytraining, was ja noch ausstand, nur sonntags beginnt. Dann hieß es sich schweren Herzens auch von Karo verabschieden. Unsere gemeinsame Zeit war nun endgültig vorbei. Wahnsinn, wie sehr man sich doch in so relativ kurzer Zeit aneinander
gewöhnt.

Brisbane jedenfalls ist eine wunderschöne Stadt, von allen, die ich in Australien
gesehen habe, mein favourite. Sydney ist der Hammer – ohne Zweifel – aber zu
eng mit Hochhäusern bebaut und viel zu hektisch. Melbourne ist wesentlich
angenehmer. Man sagt ja auch, es gibt Sydney-Menschen und Melbourne-Menschen.
Ich wäre dann wohl Zweiteres. Cairns und Alice Springs sind nett, aber
verhältnismäßig unspektakulär – mehr der „Eingang“ zu den umgebenden
Natursensationen. Ja und Brisbane ist irgendwie der Mix aus allen. Einfach
schön.

Wie auch immer. Am Freitag (03.03.) ging es los Richtung New South Wales. Zunächst nach Tamworth, wo ich nachts 3 Uhr ankam. Zum Glück hatte ich vorher ein Hostel gebucht, wo mir netterweise sämtliche Türcodes gegeben wurden, so dass ich nachts in ein warmes Bett kriechen konnte. Das war auch das absolute Highlight, denn ich bin
in Brisbane bei sommerlichen Temperaturen losgefahren, in Tamworth dagegen dann
war es schrecklich kalt, und das bei Regen. Von dort ging es dann einen Tag
später als geplant (meine einzige mehr oder weniger selbst verschuldete Panne)
Richtung Bingara – ein kleines verschlafenes Städtchen etwas nördlich von
Tamworth. An der Bushaltestelle hatte mir eine Frau erzählt, dass am Freitag
(Tag meiner Ankunft) in Tamworth ein Police Officer erschossen wurde. Also ich
wusste ja, dass die Stadt das Tor zum australischen „Wilden Westen“ darstellt,
aber so etwas ist schon wahnsinnig heftig.

Auf jeden Fall sind die Menschen in dieser Gegend enorm freundlich. In Tamworth musste ich das Hostel nicht bezahlen, weil die Chefin so viel Mitleid mit mir hatte,
dass ich nachts im Regen durch die Stadt rennen musste, und im Hotel in Bingara
bin ich begrüßt worden, als wäre ich eine alte Bekannte. Nach so einer Reise
müsse ich doch Hunger haben, ach, am besten ich gehe einfach mal in die Küche
und suche mir was zum Essen aus. So süß.

Am Montag Morgen wurde ich dann von einer ebenso netten Dame namens Cathy abgeholt und zur Farm gebracht. Und ratet mal, was das Erste war, was ich dort gemacht habe… Wir haben 3 Schweine geschlachtet. Na da habe ich mich doch gleich wie zu Hause gefühlt. Aber die Art und Weise ist schon lustig, wenn man die Technik im
Schlachthof gewöhnt ist. Brühwasser wurde über dem Feuer erhitzt, mit Eimern in
eine Wanne umgefüllt, dort dann das Schwein reingeworfen und mit Schaufeln grob
entborstet, danach dann liebevoll von uns mit dem Messer nachbearbeitet.

Ansonsten habe ich dort sehr viel mit Pferden gearbeitet, dabei eine andere Art der
Pferdeausbildung kennengelernt. Wir sind fast jeden Tag geritten, haben jede
Menge Rinderherden getrieben. Ich durfte auch ein wenig meinen Beruf ausüben:
ich habe 5 kleine Bullen kastriert (auch „nicht ganz“ wie ich es gelernt hab),
und einem kleinen Bullenkälbchen auf die Welt geholfen. Mein persönliches
Highlight!

Zu guter Letzt waren wir dann auch noch mit den Pferden im Fluss schwimmen. Und und und …

Alles in allem eine unglaubliche Zeit. Umso trauriger war ich wieder, als ich am
Mittwoch wieder in Sydney ankam, zumal das nun auch allmählich mit Abschied
verbunden war. Nun gut, es nützt nix. Aber eines weiß ich sicher: Ich komme
wieder…